Albanien - ein echter Geheimtipp

Albanien, wieso Albanien fragten uns Freunde ganz entsetzt. Nun, nachdem wir uns in Youtube einige Dokumentationen über dieses interessante Land angesehen haben, buchten wir eine Reise bei Berge & Meer. Zumal wir den Urlaub gern aktiv verbringen, kamen uns die angebotenen einfachen Wanderungen gerade recht.

Um 20. September ging es los und nach einem kurzen Flug von knapp 2 Stunden erreichten wir die Hauptstadt Tirana. Dort wurden wir nicht nur von strahlenden Sonnenschein sondern auch von unserer freundlichen Reiseleiterin Genna empfangen. Laut Ausschreibung besteht die Reisegruppe aus maximal 20 Personen und so war es auch. Also ging es gleich mit einen kleinen Reisebus weiter in die Stadt Shkoder.

Bereits auf der Fahrt zu unserem ersten Reiseziel offenbarte sich die Widersprüchlichkeit dieses Landes. Neben topp modernen Gebäude halbzerfallende Häuser, Holzhütten und hin und wieder auch einzelne Kühe. Und was auch neu für uns war, die Hupe ist ein gern genommenes Mittel zur Durchsetzung seiner Recht im Straßenverkehr.

In Shkoder angekommen bezogen wir zuerst unser Hotelzimmer, ein liebevoll eingerichteter Raum im Stil des Landes. Im Innenhof des Hotel war eine kleine Bar die zu einer Erfrischung einlud. Positiv geschockt war über über den Preis, des wohlschmeckenden einheimischen Bier – umgerechnet 1,20 Euro. Ich muss aber hinzufügen, das Durchschnittseinkommen in Albanien liegt bei 320 Euro.

So erfrischt ging es nun zur Besichtigung einiger Sehenswürdigkeiten. Die Brücke von Mes war unser erstes Ziel. Sie ist ein wichtiges Bauwerk aus der osmanischen Zeit. Neben diesem beeindruckendem Bauwerk war noch eine neuere Brücke – allerdings mit teilweise defekten Geländer. Solche Bilder werden wir noch öfter sehen.

Anschließend ging es zu einer Stadtbesichtigung. Auch hier beeindruckte uns die modernen Gebäude. In den Gaststätten in der Fußgängerzone herrschte ein reges Leben und moderne Musik drang aus den geöffneten Türen. Auffällig waren die vielen junge Leute. Und wie man es oft in südlichen Ländern sieht, viele freilaufend Hunde. Allerdings trugen diese Hunde eine Ohrmarkierung. Auf Nachfrage wurde mir erklärt, dass diese Hunde geimpft und gesund sind.

Der Abend wurde beendet bei einem festlichen Essen im Mrizi i Zanave , ein hippes Lokal der gehobenen Küche. Es werden hier überwiegend selbst produzierte Produkte verarbeitet. Und das Essen war ausgesprochen schmackhaft und sehr interessant präsentiert.

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https://photos.app.goo.gl/7Os2UA6n2dFK13uA2Am 2. Reisetag ging es zu einem Offroad-Abenteuer. Mit zwei, nicht mehr ganz taufrischen Mercedes Allradkleinbussen ging es nun in die Berge zu dem kleinen Dorf Thethi. Unterwegs hatten wir noch Gelegenheit in einen kleine Lebensmittelladen einzukaufen. Auf gut ausgebauten Straßen ging es nun bergauf. Über zahlreiche Serpentinen erreichten wir dann den Thore Pass, mit einer Gipfelhöhe von 1630 m. Dort wurden wir von einer kleinen Kneipe empfangen und bei einem Kaffee genossen wir die Aussicht, allerdings von einigen Wolken getrübt.

Doch dann war es mit der gut ausgebauten Straße zu Ende und auf einem holprigen Feldweg ging es bergab. Neben dem Fahrzeug tat sich ein tiefer Abgrund auf und ein Fahrfehler wäre tödlich. Aber unserem Fahrer scheint es nicht zu stören, er war die meiste Zeit mit telefonieren beschäftigt. Vor unübersichtlichen Kurven kündigte er sich mit lauten Hupen an. Diese halsbrecherische Fahrt dauerte fast eine Stunde und erinnerte an unsere Alaskareise, als wir den Hatscher Pass überquerten.

Endlich angekommen offenbarte sich ein malerisches Bild. Der Ort ist umringt von zahllosen Zweitausender. Unser Weg führte uns zunächst eine kleine Kirche, die unter dem kommunistischen Regime als Spital genutzt wurde. Weiter ging es zu einem Kulla, einem steinernen Turm, in dem sich von Blutrache bedrohte Männer einschlossen. Natürlich besichtigten wir dieses Turm von innen.

Und dann führte unsere erste Wanderung zu einem Wasserfall. Nun wusste ich, was in Albanien unter einfacher Wanderung zu verstehen ist. Es gibt keine ausgebauten Wanderwege, so wie wir es kennen, sonder die Wanderung ging über Stock und Stein, bis hin zu kleinen Klettertouren. Leicht erschöpft am Wasserfall angekommen, wurden wir von seinem Anblick entschädigt, wie er sich majestätisch von einer Felswand 100 m in die Tiefe stürzt.

Nachdem wir zurück waren gab es in einer gemütlichen Gaststätte ein Mittagessen. Und das sei noch erwähnt, auch in den folgenden Tagen war das Essen ausgesprochen gut und reichlich.

Anschließend ging es die halsbrecherische Tour zurück. Aufgrund der schlechten Infrastruktur ist der Ort Thethi im Winter monatelang nicht erreichbar.

Nachdem der Pass überwunden war hielten wir im Tal bei einem kleinen Gasthaus nahmen auf die Fahrt einen Raki, dem albanischen Nationalgetränk, zu uns. Übrigens, dieser scharfe Tresterbrand wird häufig schwarz gebrannt und schmeckt überall etwas anders.

In unserem Hotel in Shkoder beendete ein leckeres Abendessen den Tag.

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Am Morgen des 3. Tages trugen wir unsere Koffer zum Bus und weiter ging es zum Komani-Stausee. Die Fahrt führte durch einen malerische Landschaft. Am Stausee angekommen, erwartete uns eine Fähre, die uns mit samt Bus aufnahm. Auf der dreistündige Fahrt ging es an zerklüfteten Felswänden vorbei und unvergesslich war der Anblick der albanischen Fjorde. An der engsten Stelle konnte man fast die vertikalen Felswände berühren. Anstatt den herrlichen Ausblick zu genießen, vertrieben sich die albanischen Passagiere mit Tanzen nach volkstümlicher Musik die Zeit.

Wieder an Land ging es mit dem Bus in den Nationalpark Valbona Tal. Leider hatten wir dort nur eine Stunde Zeit und mussten auf die geplante Wanderung verzichten. Auch hier wurden wir von zahlreichen Zweitausender umringt.

Der Kosovo war unser nächstes Ziel. Als EU-Außengrenze nahm man dort die Einreisekontrolle sehr genau und nach gut 15 Minuten konnten wir die Fahrt fortsetzen. Gegen 20 Uhr kamen wir dann in unserem Hotel in Gjakovo an. Zum Abendessen bestellten wir uns insgesamt 2 Schoppen Weißwein, zwei große Bier und einen Raki. Und die Rechnung: 9,20 Euro – ja, im Kosovo wird mit Euro bezahlt.

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Mit einem Rundgang durch die Stadt Gjakovo begann der 4. Reisetag. Kosovo ist ein muslemisches Land. Dennoch standen Kirchen und Moscheen in friedlicher Eintracht nebeneinander.

In der Altstadt von Gjakovo hatten wir nun Gelegenheit eine Moschee zu besuchen. Also zogen wir unsere Schuhe aus und betraten das mit schweren Teppichen ausgelegte Gotteshaus. Es war schon beeindruckend und die sachkundigen Worte eines Imam taten das Übrige dazu.

Die Großstadt Prizren war unser nächstes Ziel. Sie erstreckt sich vor der malerischen Kulisse einer aufgetürmtem Gebirgskette und ist durch seine Nähe zu den Grenzen Mazedonien, Albaniens und Montenegros geprägt. Überall spürt man noch den Geist der osmanischen Herrschaft besonders bei der Besichtigung der Sinan-Pascha-Moschee.

Hier noch ein interessantes Detail. Auf einem Platz in der Innenstadt steht ein Porträt von US-Präsident Trump, mit einem herrischen Gesichtsausdruck. Es soll an den NATO-Gipfel erinnern, als Trump den montenegrinischen Premierminister beiseite drängte.

Obwohl wir uns in einem muslemischen Land befanden, sah man bei den Menschen wenig Symbole ihres Glaubens. Entlang des Flusses Bistrica waren die Kneipen gut besucht und viele Menschen nutzten das schöne Wetter zum Flanieren.

Zurück in Albanien war das letzte Tagesziel die Stadt Kruja. Auf engen Straßen ging es stetig einem schroffen Berg hinauf. Unser Hotelzimmer hatte einen Balkon und der Blick ging über Kruja bis hin zum Horizont zur Adria – ein einmaliger Anblick. Während einer Stadtfürung wurde an den Nationalhelden Skanderberg erinnert und wir besuchten das Ethnographische Museum mit seinem türkischen Bad. Es gibt zahlreiche Souvenirstände wie sonst kaum in Albanien.

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Am Morgen gegen 5.20 Uhr wurden wir vom melodischen Gesang des Muezzins geweckt. Allerdings drehten wir uns danach nochmal im Bett rum. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es am 5. Reisetag zurück nach Tirana. Zunächst führte uns unsere Reiseleiterin zu einigen Sehenswürdigkeiten der Stadt, dessen kommunistische Vergangenheit nicht geleugnet werden konnte.

Anschließend ging es zum Dajti Ekspres – einer Seilbahn zum Hausberg Dajti. Nach einer fünfzehnminütigen Fahrt erreichten wir die Bergstation in 1050 m Höhe. Von hier starteten wir unsere Wanderung auf dem 1631 m hohen Dajti. Und es ging über Stück und Stein durch den bewaldeten Hang zum Gipfel. Und es war kein einfacher und vorallem kräftezehrender Aufstieg. Hier kamen nicht mehr alle Mitglieder unsere Gruppe mit. Oben angekommen bot sich ein berauschender Blick über den Kessel von Tirana und auf die Gipfel der Kruja-Kette. Vor dieser einmaligen Kulisse haben wir uns natürlich auch mit unserer Reiseleiterin Genna fotgrafiert.

Als Lohn für unsere Mühe gab es im Panoramarestaurant ein unvergessliches Mittagessen.

Am Abend erreichten wir dann unser nächstes Ziel, das Dorf Voskopoja.

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Das zwischen Bergweiden und Wäldern liegende abgeschiedene Dorf hat 7 Kirchen. Von hier aus ging am 6. Reisetag unsere Wanderung nach Shipska, einem armenischen Bergdorf. Allerdings war uns der Wettergott nicht hold, denn es regnete, mal stark mal schwach. Und quer ging es zunächst durch den Wald zu einem großen Bunker. Überhaupt gab es in Albanien fast 200 000 Bunker. Sie wurden zwischen 1972 und 1984 errichtet und sollten zur Verteidigung des Landes dienen.

Weiter ging es querfeldein bis Shipska. Bei einer orthodoxen Kirche auf einem Friedhof machten wir endlich eine wohlverdiente Pause. Nur gut, der Regen hatte endlich aufgehört.

Bei einem Rundgang führte der erste Weg zu einer Wasserstelle. Hier müssen die Bewohner ihr Wasser holen. Überhaupt ist der Kontrast groß. Neben modernen Bauten einfache Holzhütten.

Zurück ging es dann nach insgesamt 16 km zu unserem Hotel in Voskopoja.

Den Abend verbrachten wir dann in der Gaststätte der Eltern unserer Reiseleiterin. Hier konnten wir live erleben, wie einheimische Mahlzeiten zubereitet wurden.

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Auf dem Weg zu unserem nächsten Zeil, dem Prespasee, machten wir einen kurzen Stopp in Korca. Der Prespasee liegt im Dreiländereck Mazedonien, Albanien und Griechenland. Der See zählt zum UNESCO-Welterbe und ist die Heimat rinrt bemerkenswerten Vielzahl von Vögeln.

Unsere Bootsfahrt führte uns zur Insel Maligrad mit seiner orthodoxen Marienkirche aus dem 14. Jahrhundert.

Weiter ging es dann nach Mazedonien zum See Ohrid. Allerdings war an der Grenze dann spontan unsere reise zu Ende. Die mazedonischen Grenzbeamten stellten fest, dass bei einer älteren Mitreisenden der Pass gestohlen sei. In der Tat, hatte man der Dame in Frankreich vor einem halben Jahr den Pass gestohlen. Doch sie erhielt ihn von den deutschen Behörden zurück. Nur, in Mazedonien waren die Daten nicht auf dem neuesten Stand und so wurde der Pass eingezogen. Fast drei Stunden hielten wir uns an der Grenze auf und dann kehrten wir um. Die Dame musste übrigens ein neues Dokument in der Botschaft beantragen und konnte somit auch nicht den geplanten Rückflug an nächsten Tag antreten.

Nach dieser ungeplanten Einlage nahmen wir erst einmal in einer kleinen Gaststätte am Wegesrand unser Mittagessen ein, bevor es weiter zu der Hafenstadt Durres ging.

Den Abend beschlossen wir mit einem festlichen 4 Gänge Menü.

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Vor der Abreise unternahmen wir einen kleinen Rundgang durch Durres, die meistbesuchte Stadt Albaniens. Die Küstenstraße wurde gesäumt von Hotelburgen, wie man es z.B. von spanischen Küstenorten kennt. Doch unser Weg führte uns zunächst auf den Spuren der Römer in das Amphitheater. Und ergänzend erfolgte anschließend ein Besuch im Archäologischen Museum. Bevor es zurück zum Flughafen nach Tirana ging, bummelten wir noch etwas dem Strand entlang.

Unser Flieger hatte leider etwas Verspätung und so verbrachten wir die letzten Stunden noch mit einigen Mitreisenden bei einem einheimischen Bier.

Fazit, Albanien ist unbedingt eine Reise Wert. Die Menschen sind sehr offen und warmherzig. Die Landschaft ist einmalig und man kann viel neues Entdecken. Die Hotels sind topp und für jeden Feinschmecker ist etwas dabei. Und, Albanien ist ein sicheres Reiseland. Das ist heutzutage ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Also – Albanien ein echter Geheimtipp!

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