Alpenüberquerung 2020
Vom Tegernsee nach Sterzing in Südtirol

 

Vor einiger Zeit war in der ADAC Zeitung eine Bericht über eine Alpenüberquerung für Jedermann.
Und in einer Dokumentation auf 3sat wurde sogar von einer Genusswanderung gesprochen – das Gepäck wird transportiert und für diese 7 tägige Wanderung sind 3 und 4 Sterne Hotels mit Halbpension reserviert. Auch werden kleiner Strecken mit Bus und Bahn zurückgelegt.
Nun, man wird ja nicht jünger und wenn nicht jetzt, wann dann.
Einige Male haben wir unseren Urlaub in den Bergen verbracht und so haben wir uns auf diese Angebot eingelassen.
Mit einem befreundeten Ehepaar haben wir diese Wanderung bei Feuer und Eis Touristik gebucht und am 16. Juni 2020 soll es losgehen.
Allerdings war zum Zeitpunkt der Buchung von Corona noch nicht die Rede und so bangten wir um deren Durchführbarkeit.
Glück gehabt, die Grenzen wurden am 15. Juni geöffnet und so konnte unsere Wanderung, wie geplant, am 16. Juni starten.

1. Tag
Heute fuhren wir nach Gmund am Tegernsee, dem Startpunkt unserer Alpenüberquerung. Allerdings stand der Auftakt unter keinen guten Sternen – es regnete in Strömen.
Auf dem reservierten Parkplatz angekommen verstauten wir unser Reisegepäck in einem bereitgestellten Container. Auch unser befreundetes Ehepaar war bereits angekommen.
Behütet mit Regenschirmen machten wir uns auf den Weg und unser erste Etappe ging entlang des  Tegernseer Höhenweg mit dem Ziel Bad Wiessee.
Übrigens, für die Tour mussten wir nur dem „Ü“ auf den Wegweisern folgen.
Eigentlich sollten wir nun einen herrlichen Ausblick auf den See und den ihm umrahmten Berge haben. Doch der Regen und tief hängende Wolken ließ dieses Erlebnis nicht zu.
Nach reichlich 2 Stunden erreichten wir den Ort Tegernsee und am dortigen Rathaus holten wir den ersten Stempel in unserem Tourheft.
Mittlerweile hatte sich der Regen verzogen und entlang des Sees ging es nun zu unserer ersten Rast ins Bräustüberl. Den geräucherten Saibling und das Bier haben wir uns echt verdient.
Eigentlich sollte uns eine Ruderfähre, dem „Überführer“, auf die andere Seite des Sees bringen. Doch wegen des schlechten Wetters holte der Fährmann nicht über. Also mussten wir das gesamt Südufer umwandern. Über Rottach-Egern erreichten wir endlich unser Hotel „Alpensonne“ in Bad Wiessee. Und so ging nach 23 km unser erste Etappe zu Ende.
Den Abend beschlossen wir mit einem Besuch in einem Biergarten.

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 2. Tag
Nach einem ausgiebigen Frühstück wartete ein Bus auf uns für eine Fahrt nach Wildbad Kreut. Im Bus stellten wir fest, dass sich noch ca. weitere 40 Personen auf diese Wanderschaft machten. Da die Wanderung aber ohne Guide erfolgt, kann jeder laufen wie er will.
Das heutige Ziel ist Achenkirch über die Blaubergalm.
Am Ausgangspunkt unsere Wanderung angekommen zeigte uns das „Ü“ auf dem Wegweiser die Richtung zur Blaubergalm.
Anfänglich war es ein Waldweg mit einem geringen Anstieg. Doch das sollte sich bald ändern, den aus dem Weg wurde ein Steig. Es ging im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein und wurde manchmal doch ziemlich beschwerlich. Das Wetter hat sich verbessert und belohnt wurde die Mühe mit einem Ausblick auf das Karwendelgebirge.
Nach reichlich 3 Stunden erreichten wir die Landesgrenze und erstmalig sind wir zu Fuß von Deutschland nach Österreich gelaufen.
Auf der Blaubergalm angekommen, stärkten wir uns mit einer deftigen Brotzeit. Weiter ging es dann auf einem breiten Fahrweg bergab nach Achenwald. Dieser Abstieg war nicht weniger heftig als der Aufstieg. Und nach über 2 Stunden erreichten wir Achenwald. Mit dem Bus ging es nun weiter nach Achenkirch und nach einem kurzen Fußweg waren wir endlich in unserem Hotel. Vor dem einchecken genossen wir erst einmal ein alkoholisches Kaltgetränk um uns von der Strapazen zu erholen. Wir waren übrigens die einzigen Wanderer im Hotel.
Am heutigen Tag haben wir 17 km mit 900 Höhenmeter zurück gelegt.

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3. Tag
Heute wurden wir von einem strahlenden Sonnenschein begrüßt. Also die Wanderschuhe angezogen und den Rucksack auf geschnallt und schon ging es zur nächsten Etappe mit dem Ziel Maurach.
Auf dem Geisalmsteig wanderten wir zunächst in Richtung Geisalm. Der Steig führt parallel zum  Achensee, eingebettet zwischen den Bergen des Karwendel- und Rofangebirges. Entlang ging es am autofreien Westufer und, wie auf einem Warnschild zu sehen, war auch eine gewissen Schwindelfreiheit von Nöten. Unsere Blicke schweiften immer wieder über das Tiroler Meer, wie der Achensee noch genant wird. Mit seinen 9 km Länge lag er wie ein Fjord zwischen den Bergen.
Nach ca. 2 Stunden erreichten wir die Geisalm. Die ein zigste Alm in Österreich, die nur zu Fuß oder per Schiff erreichbar ist. Hier erfuhren wir, das wegen eines Erdrutsches der weitere Weg gesperrt ist.
Also fuhren wir per Schiff nach Pertisau um dort entlang einer Straße nach Maurach zu laufen. Nun endlich angekommen stärkten wir uns mit Kaffee und Eisbecher.
Mit dem Bus und der Zillertalbahn gelangten wir nach Fügen, unserem heutigen Übernachtungsort. Für das ersehnte alkoholische Kaltgetränk mussten wir aber noch 2 km bergauf zu unserem Hotel laufen.
Vor dem Abendessen erholten wir uns noch etwas im Pool. Ein besonderer Höhepunkt war anschließend die Sauna. Das dortige Panoramafenster gab einen herrlichen Blick auf die Berge frei.
Mit ca. 15 km bei 300 Höhenmeter war es eine relativ leichte Tour.

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4. Tag
Weil die Seilbahn zum Spieljoch gewartet wurde, fuhren wir mit dem Bus zur Bergstation. Das Ziel der heutigen Wanderung war Hochfügen.
Der Himmel war bedeckt und es nieselte leicht. Über feuchte Wiesen und Waldwege ging es bergauf. An einem Fahrweg angekommen hatten wir die Wahl eines leichteren oder schwereren Weges. Wegen der Witterung entschieden wir uns für ersteres.
Auf einem breiten Fahrweg ging es entlang zwischen zahlreichen Kuhweiden. Auf einer Höhe entdeckten wir eine Alm. Also ging es hinauf und wir wurden mit einer Speckplatte und Radler belohnt.
In dem kleinen Gastraum herrschte eine tolle Stimmung. Zum Schluss spendierte die schöne Sennerin noch eine Runde Obstler.
So gestärkt war es nicht mehr weit nach Hochfügen. Vor unserem Hotel wies ein Schild zu einem Reinigungsplatz für Schuhe hin. Und das war auch nötig.
Hochfügen ist ein reiner Wintersportort. Die Alpenüberquerer waren die einzigen Gäste in diesem Ort. Neben zahlreichen Liftanlagen gab es hier nichts besonderes zu sehen.
Die Tour war heute ca. 14 km bei 400 Höhenmeter lang.

https://photos.app.goo.gl/CJBJMqmusbMV1jEt6


5. Tag
Auf dieser Etappe geht es über den Melchboden nach Mayrhofen.
Entlang eines Fahrweges ging vorbei an der Pfundsalm in 1600 Seehöhe in Richtung Sidanjoch. Auf dem Weg wurden wir von zahlreichen Kühen begleitet.
Nach der Überquerung eines kleine Baches kam der etwas beschwerliche Aufstieg zum Sidanjoch. Leider hüllten sich die Berge in Wolken und so konnten wir nicht die Aussicht genießen. Nach einem kurzen Abstieg erreichten wir die Rastkogelhütte. Nach dem Aufstieg bis auf 2200 m hatten wir uns eine Jause verdient.
Gestärkt ging es weiter Richtung Melchboden. Entlang des Weges bewunderten wir die Fauna des Hochgebirges. Auch das Wetter hatte nun ein einsehen mit uns. Vom Melchboden aus konnten wir einen herrlichen Blick über die Zillertaler Alpen werfen.
Nach einer kleinen Rast ging es Knie schonend mit dem Bus nach Mayrhofen. Wegen der engen Straßen und zahlreichen Serpentinen brauchte der Bus für die 18 km fast eine Stunde.

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6. Tag
Heute erwartete uns wieder ein Bus für die Fahrt zum Ausgangspunkt unserer Wanderung – der Schlegeisstausee. Malerisch gelegen in Mitten der Zillertaler Alpen. Das Wetter meinte es zunächst gut mit uns. Dennoch, trotz Sonnenschein zeigte das Thermometer 6 Grad.
In der Ferne sahen wir den Schlegeisgletscher und den Grenzkamm zu Italien.
Zunächst ging es sanft bergauf durch den Samser Grund. Links und rechts wurde unser Weg durch das Hochtal  begleitet von den Zillertaler Alpen und beeindruckenden Wasserfällen..
Nach ca. 6 km wurde es jedoch beschwerlich. Über ein Geröllfeld ging es nun steil nach oben. Mit jedem Meter regnete es mehr, es wurde immer kälter und der Wind frischte stark auf. Endlich erreichten wir den Alpenhauptkamm über das Pfitscherjoch auf 2280 m. Hier überquerten wir die Grenze nach Italien.
Im Pfitscherjoch Haus wärmten wir uns mit Jagertee auf und Spagetti Bolognese sorgte für Kraftnachschub.
Nun folgte der Abstieg nach St. Jacob. Als wir wieder unterhalb der Baumgrenze waren, wurde es schwierig. Umgestürzte Bäume versperrten uns den Weg. Mühsam mussten wir diese Hindernisse überwinden. Im Tal wurde das Wetter immer besser und nach 8 Stunden erreichten wir endlich unser Hotel.
Die heutige Wanderung war 16 km lang und es ging 820 Meter bergauf und 850 Meter bergab.

https://photos.app.goo.gl/gEBMqDwnfRNbGqKZ8


7. Tag
Durch malerische Talböden und urigen Bauernhöfen ging es heute nach Sterzing, dem Endpunkt unserer Alpenüberquerung. Nach einigen Stunden konnten wir schon von weitem den Stadtturm von Sterzing sehen und dann ging es mitten hinein in die Stadt.
Nach alter Tradition feierten wir mit einem alkoholischen Kaltgetränk die gelungene Alpenüberquerung.
Am Nachmittag nahmen wir noch an einer Stadtführung durch die historische Altstadt von Sterzing teil.
Als Nachweis unserer Alpenüberquerung bekamen wir im Hotel nach dem Abendessen je eine Urkunde.

https://photos.app.goo.gl/N6WTxoFjcC5YSdJRA


8. Tag
Mit dem Bus fuhren wir nun wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt nach Gmund am Tegernsee.
Bei herrlichen Sonnenschein konnten wir nun endlich auch die volle Schönheit des Tegernsees erleben. Zum Abschluss besuchten wir noch ein Kaffee und dann ging es wieder zurück in die Heimat.

https://photos.app.goo.gl/topCFowzM2oXN68SA


Die Organisation der Tour hat sehr gut geklappt. Bei der Orientierung gab es keine Probleme. Dank guter Ausschilderung waren die Wege zum Ziel gut zu finden. Außerdem gab es noch detailliertes  Kartenmaterial und GPS-Daten für das Smartphone. Die Hotels waren Top und ließen keine Wünsche offen. Auch war unser Gepäck bereits oft auf den Zimmern.


Diese Alpenüberquerung war ein eindrucksvolles und unvergessliches Erlebnis. Bislang hätte ich nie geglaubt, dass ich einmal die Grenzen nach Österreich und Italien zu Fuß überschreite. Auch wenn es nicht immer ein Spaziergang war. Diese Eindrücke der wildromantische Natur entschädigte die Strapazen.

Deshalb waren wir auch ein bisschen stolz auf uns. Immerhin sind wir in den sieben Tagen 120 km gelaufen bei insgesamt 4000 Höhenmetern.
Wer noch ein etwas gut zu Fuß ist, dem kann ich dieses Erlebnis unbedingt empfehlen.