Vor der Schokoladenfabrik Frey In Buchs warten wir auf Ladung, also ist Zeit, meinen Reisebericht anzufangen.

17.04.2011

Die Anreise nach Dübendorf war eigentlich ohne Probleme. Eigentlich, bis auf mein Superauto. Das Radio wollte sich nicht mehr bedienen lassen und es ging auch nicht aus. Mir blieb nichts anderes übrig, als mal kurz die Batterie abzuklemmen. Im Ort habe ich ein kleines Hotel gefunden und nach 2 Bier ging es ins Bett – 4:30 Uhr war Wecken.

18.04.2011

Pünktlich 5:30 stand ich bei Dr. Markus Studer vor der seinem Haus. Die Begrüßung war herzlich und mit seinem Passat ging es dann zu seinem Tankzug. Markus bot mir gleich das „Du“ an und ich denke, die Chemie stimmt. Über eine Stunde warteten wir für die Ladung. Dann ging endlich das Tor auf und Markus rangierte das große Fahrzeug in die enge Einfahrt. Und nun kommts, die Schokolade wird aus Containern geladen – 18 Stück. Container anfahren, mit Stapler über den Tankzug heben, entleeren. Pro Container ca. 15 Minuten. Man kann sich ausrechnen, wie lange es dauert. Dabei ist Markus auf penibler Sauberkeit bedacht. Mit Filterpapier hat er die Kammerklappen ausgelegt und der Ausguss wird auch immer gesäubert. Fast kein Tropfen geht daneben. Eigentlich könnte man auch den Ausguss ablecken – lecker Schokolade. Und – es duftet auch gut nach Schokolade in der Abfüllhalle.

Übrigens, der TZ ist HighTec pur. Geschaltet wird nur mit einem kleinen Hebel, der auf der Armlehne sitzt. Eine Kupplung gibt es nicht und er könnte auch mit Vollautomatik gefahren werden. Dann hat er einen Abstandstempomat. Er hält automatisch den richtigen Abstand zu Vordermann. Egal ob er bremst oder beschleunigt.

Hier in der Fabrik gibt es ein öffentliches WLAN und so kann ich eine kurzen Berich gleich absenden.

Hier noch erste Bilder:

https://goo.gl/photos/N6qxKy62qRQyvnVSA

Nach dem Laden geht es nach Dessau.


18.04.2011 Fortsetzung

Also, wie ich im ersten Teil geschrieben habe, hat die Beladung aus Containern ziemlich lange gedauert. Markus musste zum Befüllen der dritten Kammer nochmals rückwärts in die Abfüllhalle fahren. Um die Zeit zu verkürzen, hat ein netter Schweizer Mitarbeit mich durch die Schokoladenfabrik geführt. Das war sehr interessant und an den einzelnen Verarbeitungsstationen durfte ich auch kosten. Nach der Befüllung gab es noch ein paar Tafeln als Marschverpflegung und danach ging es Richtung Deutschland. Allerdings, die Schweiz ist ja nicht in der EU, mussten an der Grenze noch die Zollformalitäten erledigt werden. Jetzt wurden Kilometer gemacht. Die maximale Geschwindigkeit war 88 km/h und die wurde auch ausgenutzt. Die 18 Tonnen Schokolade waren als Last schon spürbar. Laut Gesetz muss ein Fahren mindestens 9 Stunden Ruhezeit haben. Und so sind wir nur bis Bad Berneck gekommen. Auf dem Autohof war schon alles voll. Doch wir fanden am Rand noch einen (illegalen) Platz. Vorher haben wir noch ein paar Baken beiseite geräumt. Nach einem Bier in der Raststätte musste nun das „Bett“ vorbereitet werden. Alle Gegenstände auf den Liegen wurden nun auf das Armaturenbrett geräumt – und das waren nicht wenige. Da war es dagegen im Campmobil reiner räumlicher Luxus. Dann Kopfkissen beziehen und Schlafsack auspacken. Zum Umziehen war nur Platz für eine Person und so musste immer einer draußen warten. Kurz vor dem Wagen mit Mineralwasser die Zähne geputzt und dann hingelegt. Markus hat oben und ich auf der unteren Liege geschlafen, und nicht mal schlecht.

https://goo.gl/photos/Dc46Jis9BXh6KyZK7

19.04.2011

Wecken war 5:30 Uhr, kurz eine Tasse Kaffee getrunken und schon ging es weiter auf der A 9 Richtung Dessau. Zunächst ging es auf die Waage bei einem Baustoffhändler und dann in die Biskuitfabrik. Nach mehrmaligen Klingeln öffnete ein lustloser Mitarbeiter die Tür und entnahm eine Probe. Dann warten, warten, … Wir wussten nicht warum. Nach fast drei Stunden erfuhren wir, dass es ein technisches Problem gab. Dann schien das Problem gelöst und wir konnten endlich entladen. Vorher wurden wir eingewiesen, wie die Tanks umzuschalten sind, wenn sie voll sind. Eigentlich ist das Aufgabe des Personals vor Ort. Jedenfalls dauerte das Entladen auch ziemlich lang da es immer wieder Problem gab. Soviel Unfreundlichkeit und Inkompetenz habe ich auf der ganzen Reise nicht erlebt. Es war kein gutes Aushängeschild für die Fabrik. Endlich ging es nach 5 Stunden weiter und nun galt es eine Reinigungsfirma zu finden. Als nächste Ladung stand Blutorangensaft an und da macht sich Schokolade nicht gut. Es dauert, eine Firma in der Nähe war geschlossen und erst in Salzgitter konnte der TZ gereinigt werden. Danach ging es in Ruhrgebiet und ein Platz zum Schlafen fand sich auf einem Rasthof.

20.04.2011

Wieder zeitig aus der Koje, kurze Katzenwäsche und auf in Richtung Holland. In einem Gewerbegebiet in Cuijk wurde dann Blutorangensaft geladen. Auch dort mussten wir etwas warten, da die Ladestelle belegt war. Dafür gab es einen schönen Pausenraum mit Kaffeeautomat, der kostenlos das Getränk spendierte. Während des Ladens habe wir es uns auf Campingstühlen in der Sonne bequem gemacht. Das Gewerbegebiet war ziemlich eng gebaut und Respekt, es forderte von den Fahrern schon einiges an Können ab, um die großen Fahrzeuge an die richtige Stelle zu manövrieren. Danach ging es über Belgien Richtung Luxemburg. Übriges, in Holland die Straßen im tadellosen Zustand und man merkte es nicht nur am Grenzschild sondern auch am Popometer, dass man in Belgien ist. Dann kam eine Kuriosität – wir streiften nur Luxemburg. Die rechte Straßenseite war Belgien und links Luxemburg. Und dort, eine Tankstelle nach der anderen. Bei einem Dieselpreis von 1,19 € lohnt sich natürlich das Tanken, besonders wenn man auf eigen Kosten fährt. Und so wurden dort 830 l in zwei Tanks gezapft und das ergibt gegenüber Deutschland schon eine beachtliche Ersparnis.

Weiter ging es dann nach Frankreich. An den Mautstellen brauchten wir nie lange zu warten. Es genügte ein kurzer Stopp und die Schranke öffnete sich automatisch. Bis 22 Uhr konnten wir heute fahren. Markus wollte ursprünglich im Hafen von Straßburg übernachten. Die Zeit hätte gerade bis dahin gelangt. Doch dann fiel ihm eine Pension am Rande des Schwarzwaldes ein. Also, ein kurzer Anruf, ob man uns 22 Uhr noch etwas zu Essen machen kann. Und man sagte zu. Nun, dann wurde richtig Gas gegeben, denn dorthin war es weiter als nach Straßburg. Gegen 21.55 Uhr liefen wir noch rechtzeitig ein. In der Pension kannte man sich und es gab lecker Spargel mit Schinken und als krönenden Abschluss einen Jägermeister. Es war mein erstes richtiges Essen auf der gesamten Tour. Auf dem geräumigen Parkplatz der Pension wurde dann übernachtet.

https://goo.gl/photos/CrF2V4oCktVLMH7T7

21.04.2011

Als wir am Morgen aus der Kabine stiegen, kein Baum und Strauch in unmittelbarer Nähe um sich zu erleichtern – die Pension war so zeitig auch noch nicht offen. Nach einem längeren Fußweg konnte das dringliche Problem gelöst werden. Die anschließende Fahrt auf einen Bundesstraße durch den Schwarzwald war ein echtes Erlebnis. Nach einer kurzen Grenzkontrolle ging es dann wieder in die Schweiz und beim Zoll gab es den ersten Kaffee des Tages – nach 3 Stunden Fahrt.

Gegen 11 Uhr erreichten wir ein Gewerbegebiet in Bischofzell. Zunächst wurde eine kurze Probe des Safts genommen und danach konnten wir unsere 21 Tonnen Saft entleeren. Mittlerweile telefonierte Markus mit seiner Firma und erhielt für den Dienstag nach Ostern einen neuen Auftrag. In St. Margrethen soll er Apfelsaftkonzentrat laden. Also eröffnete er mir seinen Plan: Tankzug reinigen, nach St. Margrethen fahren und den TZ an der Ladestelle parken und dann mit dem Zug zurück. Nun, dieser Plan erfüllte mich nicht gerade mit Freude, da ich einiges an Gepäck hatte und so längere Fußmärsche nicht ausgeschlossen waren. Also, gesagt getan, zunächst fuhren wir zu einer Firma, die Milchtransporte durchführt. Markus hat dann mit Wasser penibel die Tanks gereinigt. Dann ging es weiter nach St. Margrethen und dort wurde ich am Bahnhof abgesetzt. Zu meinen drei Taschen bekam ich noch den Rucksack von Markus. Nur gut, der Bahnsteig war nicht weit und so parkte ich das Gepäck und mich auf einer Bank. Nach 45 Minuten gesellte sich auch Markus dazu und ab ging es mit er Bahn – und diese fährt mit Schweizer Präzision. Mit einer Regionalbahn ging es nach St. Gallen. Von dort mit einem Express nach Winterthur. Ein kurzer Kaffee vor dem Bahnhof und dann mit der S-Bahn nach Dübendorf. Dort wartetet bereits der Bus, der uns zum Haus von Markus brachte, vor dem auch mein Auto parkte. Die Schweiz hat wirklich den besten öffentlichen Nahverkehr. Dort wird jedes Kaff mit Zug oder Bus regelmäßig angefahren.

Nach einer herzlichen Verabschiedung, es war schon gegen 18 Uhr, hatte ich keine Lust mehr, mich in den Osterreiseverkehr zu stürzen. Also wieder in das gleich Hotel wie bei meiner Anreise. Selten habe ich mich so auf die Dusche gefreut. Frisch geduscht, umgezogen und in einer Pizzeria beendete ich meinen Ausflug.

Fazit, es war ein echt interessantes Erlebnis. Die Tour war nicht unbedingt erholsam aber sie erweiterte meinen Horizont. Man bekam mehr Respekt vor den Leistungen der Fernfahrer, die täglich auf den Straßen Europas für uns unterwegs sind. Auch das Verständnis für sogenannte Elefantenrennen ist gestiegen. Natürlich haben wir sehr interessante Gespräche geführt, zumal ich der erste Ostdeutsche war, der Markus begleitete. Es ging 2531 km durch 6 Länder und meine Kilometer hinzugezählt, so habe ich in 6 Tagen 3843 Kilometer zurück gelegt.

https://goo.gl/photos/dmEc521sYBicrMrw8

Info über Dr. Markus Studer:

http://www.markus-studer.ch/